Gesund und Fit Feed

Belas­tungs­nor­ma­ti­ve

Gesund & Fit // Feed

Wie oft muss man eigent­lich ins Fit­ness­stu­dio gehen? Wie vie­le Wie­der­ho­lun­gen muss ich eigent­lich machen, damit ich an Mus­kel­mas­se zule­ge? Muss ich eigent­lich regel­mä­ßig die Übun­gen vari­ie­ren, damit mein Mus­kel einen neu­en „Reiz“ erfährt?!

Bekann­te Fra­gen, die uns Coa­ches immer wie­der begeg­nen.

In einer „neu­en Bewe­gung“ rund um den Fit­ness­sport (#sai­ens) wer­den die wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen offen­bar immer wich­ti­ger, wenn es um den (Kraft-) Sport geht. Eine durch­aus wich­ti­ge und rich­ti­ge Rich­tung, in die unse­re Bran­che dort drif­tet. Den­noch soll­te das Wesent­li­che dabei nicht aus den Augen ver­lo­ren wer­den: Das Trai­ning!

Ob du nun die sechs­te Wie­der­ho­lung mit einer Kadenz von 1/0/3 machen soll­test für die opti­ma­le Sys­tem­rei­zung, wer­den wir dir nicht beant­wor­ten kön­nen. Wol­len wir aller­dings auch nicht.
Den­noch sol­len die oben genann­ten Fra­gen mit einer wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Ant­wort gar­niert wer­den, wenn auch rela­tiv all­ge­mein gehal­ten. Schließ­lich sind wir ein Fit­ness­stu­dio mit aka­de­mi­schem Hin­ter­grund 😉

Grund­sätz­lich gilt: Ein Trai­ning soll­te zunächst ein­mal regel­mä­ßig und plan­mä­ßig sein. Soviel steht fest. Erho­lung und Belas­tung müs­sen auf­ein­an­der abge­stimmt wer­den, um eine Adap­ti­on her­vor­ru­fen zu kön­nen (Theo­rie der Super­kom­pen­sa­ti­on, Reiz­ak­ku­mu­la­ti­on etc.). Ein Fak­tor, der bei den meis­ten Trai­nie­ren­den unter­re­prä­sen­tiert bleibt, scheint die Ernäh­rung. Doch die­se beein­flusst das Trai­ning eben­so wie die ver­schie­de­nen Steue­rungs­ele­men­te der Trai­nings­wis­sen­schaft. Eine Kalo­rien­bi­lanz, das Ver­hält­nis der ein­zel­nen Makro­nähr­stof­fe und die indi­vi­du­el­len Ziel­stel­lun­gen (KFA Reduk­ti­on, Mus­kel­auf­bau etc.) spie­len hier­bei eine wesent­li­che Rol­le.


Kom­men wir nun zu den im heu­ti­gen Lauch­mel­der-Alarm behan­del­ten The­men­ge­biet: Den Belas­tungs­pa­ra­me­tern — hier bezo­gen auf das Ziel der Mus­kel­hy­per­tro­phie sowie der Ver­bes­se­rung der Kraft­fä­hig­kei­ten.

Fre­quenz

Die Häu­fig­keit, in der inner­halb eines bestimm­ten Zeit­ab­schnitts (meist in der trai­nings­wis­sen­schaft­li­chen Pra­xis in Zyklen aus­ge­drückt) der Trai­nings­plan trai­niert wird (z.B. 3x in der Woche). Hier­bei scheint es, dass sich ≥ 2x/Woche/Muskelgruppe als effek­tiv erwie­sen haben (vgl. Schoen­feld, Ogborn & Krie­ger, 20163.)

Volu­men

Das (Gesamt-) Volu­men setzt sich aus der Anzahl der abge­leis­te­ten Wie­der­ho­lun­gen inner­halb der Trai­nings­sät­ze zusam­men. Zum Bei­spiel 5 Sät­ze á 5 Wie­der­ho­lun­gen = 25 Wdh./Übung. Die Recher­che legt nahe, dass sich eine Span­ne von 30 – 70 Wiederholungen/Woche/pro Mus­kel­grup­pe emp­feh­len (vgl. Schoen­feld et al., 20101, Schoen­feld & Grgic, 20182).

Hier­zu kön­nen wir noch (in vor­wie­gend deut­scher Lite­ra­tur) den Umfang (Belas­tungs­um­fang) erwäh­nen. Der Gesamt­um­fang ermit­telt sich aus der Dau­er und Zahl der ein­zeln auf­ge­tra­ge­nen Trai­nings­rei­ze (z.B. 5x 5 Sät­ze Knie­beu­ge mit 100kg = 2.500kg. oder 5km Lau­fen in 25 Minu­ten bei einer Herz­fre­quenz von 140 Schlä­gen / Minu­te).

Inten­si­tät

Die Inten­si­tät beschreibt die „Stär­ke“ des ein­zel­nen Rei­zes. Die­se ist quan­ti­fi­zier­bar. Für den Kraft­sport wäre dies das 1‑Repititation Maxi­mum (1RM) und ent­spricht dem­zu­fol­ge 100%. Davon wird in der Fol­ge eine bestimm­te Inten­si­tät ermit­telt (Bsp. 85% des 1RM). Im Aus­dau­er­sport kön­nen wir dort die maxi­ma­le Herz­fre­quenz (Hf) sowie auch die maxi­ma­le Sau­er­stoff­auf­nah­me (VO2-max) als Brut­to­kri­te­ri­en nen­nen. Die Stär­ke eines ein­zeln ein­wir­ken­den Rei­zes (oder der gesam­ten Trai­nings­ein­heit) wird über ein auto­re­gu­la­ti­ves Sys­tem sub­jek­tiv über­prüft (RPE Ska­la von 1–10). Die zehn stellt hier das Maxi­mum dar. Soll­te man immer bis ans Mus­kel­ver­sa­gen trai­nie­ren? Kla­res Nein! Es ist wohl eher so, dass ein öfter „Nahe ans Muskelversagen“(RPE 7–9) trai­nie­ren bes­ser zu sein scheint, als „den Mus­kel zu zer­stö­ren“ (vgl. Schoen­feld, 20124, Such­omel et al., 20185). Gera­de in den Ver­bund­übun­gen (Knie­beu­ge, Kreuz­he­ben etc.) ist ein kom­plet­tes Mus­kel­ver­sa­gen der Ziel­mus­ku­la­tur eher schwie­rig zu errei­chen und auf­grund der Aus­füh­rungs­qua­li­tät nicht emp­feh­lens­wert. Anders sieht es da schon bei Iso­la­ti­ons­übun­gen (z.B. Biceps-Curls) aus. Dort scheint eine hohe mecha­ni­sche Rei­zung (Nahe ans Mus­kel­ver­sa­gen) ein Vor­teil zu sein.

Dich­te

Hier­mit sind die Pau­sen­zei­ten zwi­schen den ein­zel­nen Sät­zen gemeint. Die­se kön­nen je nach Ziel­stel­lun­gen, Trai­nings­zu­stand und Übungsauswahl/Methode völ­lig unter­schied­lich sein. In einem klas­si­schen Satz­trai­ning bie­ten sich Satz­pau­sen­zei­ten von 60 Sekun­den bis 5 Minu­ten an. Die Pau­sen­zei­ten soll­ten so gewählt wer­den, dass ihr schluss­end­lich noch euer Min­dest­vo­lu­men für die Mus­kel­grup­pe pro Ein­heit gene­rie­ren könnt, ohne die Inten­si­tät run­ter­zu­fah­ren (vlg. Schoen­feld et al., 20101 und Tae­ger, 2016).

Dau­er

Die Zeit, die auf­ge­wen­det wird, um die gesam­te Trai­nings­ein­heit durch­zu­füh­ren.


Die Qua­li­tät der Aus­füh­rung haben wir vor­an­ge­gan­ge­nen Post ja schon ange­ris­sen und steht eben­falls im Fokus, wenn es dar­um geht, sei­ne gene­rel­le Fit­ness- und Gesund­heit sowie sei­ne Kraft- und Aus­dau­er­fä­hig­kei­ten zu ver­bes­sern.
Abschlie­ßend sei also gesagt, dass das gesam­te Kon­strukt „Trai­ning“ von sehr vie­len Varia­blen beein­flusst wird (wir sind hier noch gar nicht auf: Stress, Schlaf, sons­ti­ge Sport­ar­ten, Dis­po­si­tio­nen und Anthro­po­me­trie ein­ge­gan­gen). Schluss­end­lich ist es also nur halb-sinn­voll, sich an star­ren Wie­der­ho­lungs­zah­len fest­zu­bei­ßen, oder eine Mus­kel­grup­pe in einer Ein­heit völ­lig zu eli­mi­nie­ren. Wenn man die­se im Lau­fe der Woche dadurch gar nicht mehr belas­ten kann.
Wich­tig schei­nen (Für Kraft- und Hyper­tro­phie­trai­ning), dass das Gesamt­vo­lu­men ein­ge­hal­ten wird und eine Fre­quenz pro Mus­kel­grup­pe von ≥2/Woche durch­ge­turnt wird. Aller­dings steht über allem, dass das Trai­ning lang­fris­tig, regel­mä­ßig ange­legt und auf Pro­gres­si­on (Stei­ge­run­gen inner­halb des Zyklus) aus­ge­legt ist. Für die gemei­nen Trai­nie­ren­den ist es wei­ter­hin essen­ti­ell, dass der Fak­tor Spaß gege­ben ist. Stel­le dir immer die Frage(n): Habe ich Spaß und kann mich stei­gern?
Dies alles sind ledig­lich all­ge­mei­ne Emp­feh­lun­gen. Die­se kön­nen selbst­re­dend für das ein­zel­ne Indi­vi­du­um diver­gie­ren. Nichts­des­to­trotz wer­den die meis­ten Emp­feh­lun­gen in den ein­zel­nen Span­nen eine gro­ße Schnitt­men­ge ab früh­stü­cken kön­nen.


Quel­len:

[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20847704
[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28834797
[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”]:https://journals.lww.com/nscascj/Abstract/publishahead/Evidence_Based_Guidelines_for_Resistance_Training.99455.aspx
[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27102172
[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22344059
[icon name=“angle-right” class=”” unprefixed_class=“”] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29372481