Sport­an­ge­bot

Rug­by im Hoch­schul­sport

Rug­by – eine Sport­art für alle

Seit mehr als zehn Jah­ren ist Arne Wen­zel Spie­ler­trai­ner der Göt­tin­ger Hoch­schul­mann­schaft im Rug­by. Die in Deutsch­land eher weni­ger ver­brei­te­te Sport­art hat an der Uni Göt­tin­gen mit Her­ren- und Damen­mann­schaft ihren fes­ten Platz, zusätz­lich wer­den die Teams seit Kur­zem vom Nie­der­säch­si­schen Rug­by­ver­band geför­dert. Im Inter­view spricht Arne über sei­ne Begeis­te­rung für Rug­by und die Plä­ne für die Zukunft.

Inter­view: Jonas de la Chaux

In Deutsch­land ist Rug­by nicht so ver­brei­tet wie zum Bei­spiel in Irland oder Neu­see­land, wie bist du dazu gekom­men?

Ein Mit­schü­ler von mir hat damals in der Schu­le eine Rug­by-AG gegrün­det und sei­ne Schul­ka­me­ra­den mit ins Boot geholt. Ich wur­de dabei eher mit­ge­schleift. Uner­war­te­ter­wei­se hat es mir beim ers­ten Mal dann doch ganz schön Spaß gemacht. Hin­zu kam, dass wir in Lem­go, wo ich zur Schu­le ging, eine alte bri­ti­sche Kaser­ne hat­ten. Dadurch gab es im Ort einen Rug­by-Club, was für ein Städt­chen in Deutsch­land in die­ser Grö­ße eigent­lich sehr unüb­lich ist.

Wie war die Atmo­sphä­re dort?

Als ich zum ers­ten Mal zum Trai­ning kam, war ich direkt von die­ser typi­schen Rug­by­at­mo­sphä­re begeis­tert. Das war echt eine ande­re Welt: als klei­ner, schmäch­ti­ger Teen­ager mit gera­de 16 Jah­ren zwi­schen die­sen gan­zen Schrän­ken, das war schon toll, wie groß­ar­tig mich dort alle auf­ge­nom­men haben. Team­geist und Kame­rad­schaft habe ich dort sehr schnell gelernt. Zur Freu­de mei­ner Eltern haben sich dann auch noch mei­ne Eng­lisch­no­ten ver­bes­sert.

Kame­rad­schaft ist sicher ein gro­ßer Aspekt in der Rug­by­welt, was macht die Fas­zi­na­ti­on „Rug­by“ für dich aus?

Gute Fra­ge. Der Sport ist ein­fach geil, zum einen hat er ganz viel Kraft, Dyna­mik, Tak­tik, Tech­nik, das ist ein­fach cool. Was für mich aber damals eine grö­ße­re Rol­le spiel­te, war es im Rug­by mei­ne Rol­le und Posi­ti­on zu fin­den, und auch von die­sen breit­schult­ri­gen Sol­da­ten akzep­tiert zu wer­den, Teil die­ses Teams zu sein. Das hat mich unge­mein geprägt und mir eine gan­ze Men­ge Selbst­be­wusst­sein gege­ben. Und ich glau­be, das ist es auch, was vie­le Leu­te am Rug­by reizt: egal ob klein, groß, dick oder dünn, es ist für jeden etwas dabei. Auch die „Nicht-Kli­schee­s­port­ler“ kom­men zu uns und fin­den ihre Rol­le, ihre Posi­ti­on. Und ich den­ke das ist es auch, was die Leu­te moti­viert und an die­sen Sport bin­det.

Wie kam es dazu, die Göt­tin­ger Hoch­schul­mann­schaft zu trai­nie­ren und wie lan­ge trai­nierst du sie schon?

Das mache ich jetzt schon seit 2010, auch da bin ich irgend­wie rein­ge­rutscht. Mein Vor­gän­ger hat­te sein Stu­di­um been­det, dann war erst­mal die Lücke zu fül­len. Wir waren damals alle rela­tiv neu dabei, dadurch war ich mit sechs Jah­ren Spiel­erfah­rung der Erfah­rens­te. Ich hat­te aber auch Lust die Mann­schaft zu trai­nie­ren und mich dadurch auch noch mehr mit dem Sport zu befas­sen. Mitt­ler­wei­le trai­nie­ren wir aller­dings im Team. Tim­my, ein Aus­tra­li­er, ist vor unge­fähr drei Jah­ren dazu gekom­men und ist eine gro­ße Hil­fe. Auch beim Damen­trai­ning sind Leu­te dabei, die dann ger­ne mal über­neh­men. Gera­de der Aus­tausch unter­ein­an­der und sich gegen­sei­tig zu bera­ten, hilft unge­mein.

 


Rug­by im Hoch­schul­sport


Wie sieht ein typi­sches Trai­ning von dir aus?

Die Her­aus­for­de­rung dabei ist, dass wir eine sehr gemisch­te Trup­pe sind und man zum Semes­ter­start auch immer vie­le neue Leu­te mit dabei hat. Das haben wir bis­her aber immer ganz gut hin­be­kom­men. Meis­tens gibt es am Anfang ein paar Auf­wärm­übun­gen und danach häu­fig tech­ni­sche Ele­men­te mit Ball. Dazu machen wir noch eine spe­zi­fi­sche­re Übung, häu­fig das Trai­nie­ren von Stan­dards, wie Lineouts oder dem Gedrän­ge. Am Ende ver­su­chen wir die­se Übun­gen in einem spiel­ähn­li­chen For­mat auf­zu­grei­fen. Am wich­tigs­ten ist dabei aber natür­lich auch, dass es den Leu­ten Spaß macht. Ich ver­su­che im Trai­ning eigent­lich immer so viel wie mög­lich zu spie­len. Ich fin­de, Rug­by lernt man so auch viel schnel­ler als in solch sta­ti­schen Übun­gen.

Ist das der Unter­schied zwi­schen Theo­rie und Pra­xis beim Rug­by?

Rug­by ist eigent­lich Cha­os, gefühlt ist man stän­dig in Panik, alles pas­siert um dich her­um, es ist hek­tisch und dir steht der Kopf sonst wo. Das muss man natür­lich üben. Wenn man dann ein­fach nur eine Übung hat, nach dem Mot­to du läufst bis da und dann passt du, dann ist das schon etwas Ande­res. Ja, Rug­by ist Cha­os, und das muss man glau­be ich auch irgend­wie ver­su­chen im Trai­ning ein­zu­bau­en.

Ich habe gehört, der Nie­der­säch­si­sche Rug­by­ver­band för­dert euch seit Ende ver­gan­ge­nen Jah­res.

Genau, die machen gera­de so eine Regio­nal­för­de­rung mit uns. Sie geben uns vie­le Tipps was die Orga­ni­sa­ti­on und Struk­tur angeht, haben uns bei der Sat­zung gehol­fen, pla­nen mit uns Events zur Mit­glie­der­ge­win­nung. Grob gesagt pro­fi­tie­ren wir schlicht­weg von der Erfah­rung des Ver­bands. Ins­ge­samt wird es natür­lich etwas dau­ern, bis das Gan­ze Früch­te trägt, Göt­tin­gen wird jetzt nicht auf ein­mal zur Rug­by­hoch­burg wer­den. Wir sind jedoch auf dem rich­ti­gen Weg, Rug­by in Göt­tin­gen mehr an den Start zu brin­gen und brei­ter auf­zu­stel­len.

Hört sich viel­ver­spre­chend an! Vie­len Dank für das Gespräch.