Sei­ten­wech­sel Bei­trag: Stu­di­ums­fi­nan­zie­rung

Pan­de­mie­be­dingt plei­te — Stu­di­ums­fi­nan­zie­rung in Coro­na­zei­ten

Abs­tract: Like other stu­dents, Dave Ayis­si faces finan­cial strug­gles due to the Covid pan­de­mic. For his own finan­cial sup­port, he usual­ly works as a free­lan­ce artist and dancing tea­cher. Sin­ce he curr­ent­ly has no assign­ments, he appli­es for a finan­cial aid pro­gram­me by the sta­te.

Text und Foto: Pia Schirr­meis­ter

Zu Jah­res­be­ginn ist in den Stra­ßen des Lei­ne­vier­tels nicht viel los, aber von den weni­gen vor­bei­lau­fen­den Men­schen blei­ben vie­le ste­hen, um Dave Ayis­si zu grü­ßen. „Wir ken­nen uns von Tanz­kur­sen und Ver­an­stal­tun­gen“, erwähnt er bei­läu­fig beim Spa­zie­ren. Vor der Pan­de­mie hat er Break­dance- und Hip­Hop-Kur­se unter­rich­tet, Dance-Batt­les orga­ni­siert und Auf­trit­te unter dem Namen „The Davel“ gege­ben. Nun pau­sie­ren all die­se Akti­vi­tä­ten und damit auch wich­ti­ge Ein­nah­men zur Finan­zie­rung sei­nes Lehr­amtstu­di­ums sowie zur Unter­stüt­zung sei­ner Kin­der. „Im Herbst habe ich zwar eini­ge Auf­trä­ge für Work­shops an Schu­len unter­schrie­ben, die dann aber wegen des Lock­downs doch nicht statt­fin­den konn­ten“, berich­tet er. Die Suche nach alter­na­ti­ven Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten neh­me daher jetzt einen gro­ßen Raum in sei­nem All­tag ein.

"The Davel" beim Leinespaziergang
Stu­dent und Tanz­leh­rer Dave Ayis­si / Foto: Pia Schirr­meis­ter

Vie­le Stu­die­ren­de befin­den sich in ähn­li­chen Situa­tio­nen: laut einer Online-Umfra­ge des Deut­schen Zen­trums für Hoch­schul- und Wis­sen­schafts­for­schung (DZHW) sind bei rund einem Fünf­tel der Stu­die­ren­den finan­zi­el­le Ein­künf­te aus Neben­jobs im Zuge der Pan­de­mie weg­ge­bro­chen. Sie sind von Arbeits­zeit­ver­kür­zun­gen, unbe­zahl­ter Frei­stel­lung, Kün­di­gung oder wie Dave vom Aus­fall von Auf­trä­gen betrof­fen. All das ver­ur­sacht finan­zi­el­le Nöte, da Kos­ten für Mie­te, Ver­si­che­run­gen und Essen wei­ter­hin anfal­len.

Uto­pi­sche Unter­stüt­zungs­pro­gram­me

Dave erzählt, dass er monat­lich 650 Euro von der Kre­dit­an­stalt für Wie­der­auf­bau bezieht. Das Geld reicht aber nicht aus, um über die Run­den zu kom­men. „Als Unter­stüt­zung habe ich im Som­mer dann Sofort­hil­fe für Solo­selbst­stän­di­ge bekom­men“, berich­tet er. Jetzt hat er einen Antrag auf die Über­brü­ckungs­hil­fe für Stu­die­ren­de beim Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung gestellt. Die­se kann monat­lich bezo­gen wer­den, vor­aus­sicht­lich bis Ende März 2021. Bedin­gung für eine Aus­zah­lung ist, dass Stu­die­ren­de sich nach­weis­lich in einer coro­na-beding­ten Not­la­ge befin­den und über weni­ger als 500 Euro ver­fü­gen. Nach Antrags­prü­fung durch die Stu­die­ren­den­wer­ke wer­den dann maxi­mal 500 Euro aus­ge­zahlt, wobei sich die Zuschuss­hö­he nach dem Kon­to­stand der Antragssteller*in rich­tet (sie­he Info­kas­ten).

Das Pro­gramm lief im Juni 2020 an und stieß unter ande­rem beim Göt­tin­ger AStA auf Kri­tik. So erklär­te Eli­sa Brö­cker aus dem Sozi­al­re­fe­rat bereits Ende Mai: „Eine Bedürf­tig­keit erst bei einem Kon­to­stand von unter 500 Euro anzu­neh­men, geht an der Rea­li­tät der Stu­die­ren­den voll­kom­men vor­bei. Wer etwa 400 Euro Mie­te und 120 Euro für die Kran­ken­kas­se zah­len muss, hat natür­lich mehr als 500 Euro auf dem Kon­to.“ Als Mit­glied im Bünd­nis „Soli­dar­se­mes­ter“ for­dert der AStA daher eine umfas­sen­de Reform der Über­brü­ckungs­hil­fen hin­sicht­lich deren Höhe und büro­kra­ti­schem Auf­wand.

„Mit dem vie­len Doku­men­te­su­chen tue ich mich auch schwer“, meint Dave auf einer Park­bank nahe der Lei­ne. Den­noch resü­miert er, dass die Antrags­stel­lung ins­ge­samt gut zu bewäl­ti­gen war. Durch Pro­ble­me mit sei­nem Online-Ban­king wur­de sein Antrag zunächst aller­dings abge­lehnt. Sobald die­se beho­ben sind, möch­te Dave ihn erneut stel­len. Außer­dem denkt er über eine Erwei­te­rung sei­nes Kurs­an­ge­bo­tes nach: „Der Uni­sport hat mir schon zu Beginn der Pan­de­mie ange­bo­ten, Hip­Hop-Kur­se online zu geben.“ Nach­dem er sich das zunächst nicht vor­stel­len konn­te, möch­te er sich nun an die­ses For­mat her­an­wa­gen.

 


Die Coro­na-Über­brü­ckungs­hil­fe für Stu­die­ren­de kann monat­lich bis Sep­tem­ber  2021 unter fol­gen­der Web­sei­te bean­tragt wer­den: www.ueberbrueckungshilfe-studierende.de

Ein­ge­reicht wer­den müs­sen:

  • Aktu­el­le Imma­tri­ku­la­ti­ons­be­schei­ni­gung
  • Iden­ti­täts­nach­weis
  • Bank­ver­bin­dung und Kon­to­aus­zü­ge
  • Erklä­rung der pan­de­mie­be­ding­ten Not­la­ge
  • Erklä­rung, dass der­zeit kei­ne wei­te­re pan­de­mie­be­zo­ge­ne Unter­stüt­zung bezo­gen wird

Die Unter­stüt­zung ist abhän­gig vom Kon­to­stand:

Kon­to­stand        Aus­zah­lung

Unter 100 €        500 €

100–199 €           400 €

200–299 €           300 €

300–399 €           200 €


Die Autorin

Pia Schirr­meis­ter

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